Es wird abends, man kommt von der Arbeit nach Hause, hat gegessen, soziale Interaktion mit Familie / Partner / Freunde betrieben und überlegt sich nun einfach auf der Couch breit zu machen und den Fernseher aufzudrehen – mal sehen was läuft…
Ich hör schon die Rufe im Hintergrund der Leser „eh nix g’scheit’s“ und muss schmunzelnd, zustimmend nicken. Richtig, die meiste Zeit kann man als normal denkender Mensch den Flimmerkasten eigentlich getrost abgedreht lassen. Denn die große Auswahl des TV Programms – und hierbei ist es übrigens vollkommen unerheblich ob untertags, abends oder am Wochenende – ist, salopp gesagt, zum Wegwerfen. Zum einen haben wir da diverse Casting-/Realityshows, gepaart mit etwas Doku-Soap, zum anderen Krimi Serien, in allen Farben und Formen, Varianten und Möglichkeiten. Umso schräger und morbider, desto besser. Und genau da sind wir auch schon bei dem Punkt angekommen, der zu meiner Frage führte. Vorweg sei noch gesagt, ich sehe mir selbst gern zur Berieselung derartige Krimi Serien an, ironischerweise, obwohl ich in der Kindheit / Jugend derjenige war, der am lautesten Geflucht hatte, wenn es außer Tatort, Die Zwei usw. nichts spielte.
Zurück zur Frage: Faszination Mord … und Aufklärung.
Ich blätterte also einmal ein Fernsehprogramm durch und war tatsächlich überrascht davon, WIEVIELE derartige Sendungen es an nur einen Tag im Privaten Fernsehen spielt und hier habe ich Sonder- oder Thementage auf Sendern wie 13th Street ignoriert, ebenso dafür eigens kreierte Sender wie RTL Crime. Ich spreche von den „üblichen“, großen Privatsendern wie Kabel 1, VOX, RTL, SAT 1, usw.
Es beginnt also bereits am frühen Vormittag, dass Wiederholungen der Nächtens ausgestrahlten Sendungen gespielt werden. Man erblickt also seine erste Leiche im Fernsehen – unabhängig der Nachrichten – bereits um 8 / 9:00 morgens, lernt darauf hin aber auch sehr schnell das absolut fabelhafte und professionelle Ermittlerteam kennen, welchem natürlich kein so verzwickter Fall vor längerfristige Rätsel stellt. Ungefähr 50min später (immerhin muss für Werbung auch noch Platz sein), verabschiedet man sich von dem einen Team und begrüßt fast schon mit selbigem Handschlag das nächste Team. Andere Stadt, anderes Team, andere Möglichkeiten, andere Zuständigkeiten – immer das gleiche Problem: „Wer ist der Mörder?“ So lässt der Tag sich fortführen bis zumeist ungefähr 17-18 Uhr. Ist man nun ein eifriger Zapper und hat auch noch die Möglichkeit unter Umständen private bzw. öffentlich rechtliche aus anderen Ländern zu verfolgen, DANN, wechselt man einfach auf die Österreicher oder Schweizer und kann sich dort unter Umständen auf ein Wiedersehen mit einem ohnehin heute schon begrüßten Team freuen.
Irgendwann wird es abends und das Hauptabendprogramm beginnt, sollte man meinen. Doch auch dieses bietet außer vielleicht eine Handvoll akzeptable Filme (welche alle 20min durch 5-10minütige Werbeunterbrechung glänzen) das selbe Bild. Auch abends kann man sich von einer Leiche zur nächsten hanteln, bis spät in die Nacht hinein. Und wem das alles dann nach einem Tag Krimi zuviel Hollywood und zu wenig „reales“ Leben war – kein Problem. Zum erholsamen und sorgenfreien Einschlafen gäbe es da dann noch Autopsie und / oder Medical Detectives im Angebot, welche einem von tatsächlichen Mordfällen und deren Ermittlungsweg berichten.
Als ich das Fernsehprogramm so betrachtete und ehrlicherweise auch schon derartige „Krimitage“ nachstellte – Feldversuch Fazit: es wird einem erstaunlich nicht schnell langweilig und doch ist es immer wieder das Gleiche – drängte sich mir dann diese eine Frage auf: „Warum zum Henker sind wir eigentlich so sehr von Mord, Totschlag und Co fasziniert?“ Ich meine, erhoffen sich Leute tatsächlich, wenn sie derartige Serien, Fälle, Dokus sehen, dass sie „DEN“ perfekten Mord begehen könnten? (Besser man versucht es erst gar nicht…) Oder ist es doch eher der Erfolg der Ermittlerteams? (Kommt schon Leute, natürlich schaffen sie es – es ist Fernsehen)
Was auch immer es ist, es lässt mich an einer Grundsatzfrage tatsächlich scheitern… denn woher kommt diese morbide Lust des Menschen? Ist das mentale „zelebrieren“ durch Krimiserien ein Ersatz für all das, was wir vielleicht unseren Mitmenschen antun würden?
Wenn dem so ist – was ich leider ein wenig bezweifel – dann habe ich wohl den Schlüssel zum Weltfrieden entdeckt…. In der Theorie… Leider nur in der Theorie…
(He/His) End 30’s Consulter, Project Manager, Husband, Writer, Pseudo-Journalist, Gamer, Biker, Cat Lover, Constructional engineer, Apple Fanboy, Viennese